Okulare
oder: lohnt sich ein Zoom Okular?
um es vorweg zu nehmen: ich meine JA
Bisher habe ich immer mit einer Reihe von
Okularen für die unterschiedlichen Anforderungen
beobachtet. Die 4 linsigen Orthos und 5 linsigen
Ultra/Ultima Okulare sind gut in den Bereichen
Schärfe, Kontrast, Preis. Besonders in den
kurzen Brennweiten unter 12mm machte mir
aber der sehr geringe Augenabstand Probleme
beim entspannten Beobachten. Deshalb ging
ich auf die Suche nach Okularen, welche die
folgenden Kriterien erfüllen sollten:
- Komfortabler Augenabstand
- sehr gutes Bild, großes Feld (50°), möglichst
keine Verzeichnung
- kürzeste Brennweite ca 7.5mm (= 0,6 mm AP)
- mittlere Brennweite 12mm (= 1 mm AP)
- längste Brennweite ca 18mm
- Preis bis 400€ akzeptabel (ja, darüber muss
man sich im Klaren sein!)
Sehr schnell wird klar, daß sich Punkte 1-5
mit Festbrennweiten nicht realisieren lassen
wenn auch noch der Punkt 6 gelten soll. Als
Lösung für mein Problem erschien mir nur
ein sehr gutes Zoom Okular. Nachdem ich zahlreiche
Test gelesen hatte (z.B. auf cloudynights.com
und excelsis.com) viel die Wahl auf das LEICA
ZOOM 7.3-22mm. Eigentlich für ein Spektiv
gebaut, wird es mit 1.25" und 2"
Adapter angeboten. Ich war gespannt, wie
sich das Zoom gegen meine Festbrennweiten
bewähren würde.
Hier die Testkandidaten:
- Vixen 12.5mm Ortho, mein bisheriges Referenzokular.
An dessen Schärfe und Kontrast mussten sich
alle anderen messen, ein typisches Planetenokular
mit ca. 40° Feld. Der Augenabstand ist mit
9mm noch gut, ohne Brille kann auch längere
Zeit beobachtet werden.
- Celestron Ultima 35mm, mit einer Blende von
29mm und 50° Gesichtsfeld. Das ideale Übersichtsokular
für Sternhaufen, Sonne und Mond (diese passen
ganz ins Bild). Mit einem Augenabstand von
24mm ist auch mit Brille das volle Feld zu
übersehen.
- Leica Zoom 7.3 - 22 mm mit einem variablen
Feld von 36 (bei 22mm) bis 68° (7.3mm), gedacht
für höhere Vergrößerungen an Planeten und
Doppelsternen. Das Oku hat eine aus/einfahrbare
Gummi-gepolsterte Augenmuschel und ermöglicht
damit auch die Beobachtung mit Brille. Allerdings
übersehe ich bei den kurzen Brennweiten und
größtem Gesichtsfeld mit Brille nicht mehr
das gesamte Feld. Deshalb nutze ich meist
die "ausgefahrene" Version ohne
Brille.
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Größenvergleich
links das 35mm Celestron Ultima, vorne das
12.5mm Vixen Ortho (beide mit 1.25"
Anschluss) sowie rechts dem Leica 7.3-22mm
Zoom mit 2" Adapter |
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Durchmesser der Augenlinsen
Vixen = 9mm
Celestron = 35mm
Leica = 24mm |
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Vergütung der Linsen
Lichtreflexe am Tage
Vixen = dunkel Violett
Celestron = lebhaft rötlich
Leica = ganz schwach grün-bläulich |
Der Vergleich
Natürlich wollte ich wissen, wie sich ein
Zoom Okular gegen mein bisheriges Lieblings-Referenz-Okular
schlägt. Deshalb habe ich für die Beurteilung
von Schärfe, Kontrast und Verzeichnung das
Vixen 12.mm Ortho mit dem Leica in der Stellung
30-40x (entspricht ca 12.5mm) verglichen.
Die Beobachtungen fanden am Tag gegen eine
Hauswand mit senkrechten und waagrechten
Linien sowie nachts an Doppelsternen, offenen
Sternhaufen und Jupiter/Saturn statt. Das
35mm Ultima fällt auf Grund seiner Brennweite
hier aus dem Rahmen und wird nicht weiter
verglichen.
Das Ergebnis
- Verzeichnung
Die Linien bleiben im Leica über das gesamte
Feld gerade. Überraschenderweise zeigt das
Ortho am Rand eine leichte, nach außen tonnenförmige
Verzeichnung.
- Schärfe
Hier zeigt sich kein Unterschied, das Bild
ist in beiden Okularen auf der Achse sehr
gut, zum äußersten Rand hin zeigt sich in
beiden eine leichte Unschärfe (fällt aber
nur auf, wenn man danach sucht). Im Leica
konnte eta-Ori (1.7") eindeutig getrennt
werden (bei 7.3mm = 246x), ebenso Castor.
An Jupiter/Saturn bietet das Leica auf Grund
des Einblickes und größeren Gesichtsfeldes
die besseren Bilder.
- Kontrast
Alles was ich im Ortho gerade noch wahrnehmen
konnte (feine dunkle Linien am Tag, schwächste
Sterne) habe ich im Leica immer etwas heller
und deutlicher sehen können. Klar sichtbare
Teile (Penumbra an Sonnenflecken, Cassini
an Saturn, Jupiterbänder und -monde) erschienen
mir im Leica immer irgendwie "deutlicher,
besser, schöner".
- Einblick
Der Augenabstand ist bei Beobachtung ohne
Brille sehr angenehm. Das Auge findet auf
der weichen Auflaga halt, das gesamte Feld
kann leicht überblickt werden. Die Wimpern
kommen nie in Kontakt mit der Augenlinse.
Irgendwelche Störungen wie Reflexe oder Blackouts
konnte ich nicht feststellen. Das weite Feld
ist in den höheren Vergrößerungen beeindruckend,
ein "Tunnelblick" wie im Ortho
kommt nur bei der niedrigsten Vergrößerung
vor.
Zusammenfassung
- Nutze ich das Okular häufig?
- Bin ich mit dem Ergebnis bei mittleren und
hohen Vergrößerungen zufrieden?
- Hat sich für mich der Kauf gelohnt?
- Hat das Teil denn gar keine Fehler?
- Doch, im niedrigen Bereich (22mm) ist das
Bildfeld arg eng, hier zeigt sich der
Ortho-typische
Tunnelblick. Die Verstellung (Zoomen)
könnte
etwas leichter gehen.
Noch ein Hinweis:
alle hier aufgeführten Bewertungen stellen
meine persönlichen Erfahrungen und Meinung
dar. Ein solcher Bericht muss zwangsweise
immer subjektiv sein. Ich glaube, die eingesetzte
Technik liefert gute bis sehr gute Ergebnisse,
was fast immer vergessen wird, ist das letzte
Glied in der Kette: das eigene Auge. Sicher
"sieht" ein 20jähriges Auge "mehr"
als ein 45jähriges, die Ergebnisse mögen
an guten dunklen Standorten anders aussehen
als bei mir in der Stadt.
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